Für viele von uns ist es eine völlig neue Idee, sich mit einer Seife zu waschen. Wir sind die üblichen flüssigen Produkte aus der Kosmetik derart gewöhnt, dass uns ein Stück Seife fast schon ein bisschen vulgär erscheint. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass die gute alte Seife das Einzige war, was uns sauber macht.
Wo sind die Unterschiede?
Chemisch betrachtet ist “Seife” recht schnell erklärt: es handelt sich ganz einfach um die Salze von Fettsäuren, bei festen Seifen meist die Natriumsalze. Der Begriff “Shampoo” hingegen ist etwas diffuser definiert und meint ganz allgemein “Haarwaschmittel”. Beide sollen die Haare (und die Kopfhaut) reinigen. Bei den flüssigen Shampoos kommen für die Reinigung eine ganze reihe Tenside aus der chemischen Industrie zum Einsatz, ergänzt durch einiges an Zusätzen für verbesserte Kämmbarkeit, gegen statische Aufladung, für mehr Glanz etc. Feste Shampoos funktionieren im Prinzip genau so, allerdings wird hier dem Produkt das Wasser entzogen.
Der große Vorteil von Shampoos: sie lassen sich in großen Mengen standardisiert preiswert herstellen, und ihre Eigenschaften lassen sich beinahe beliebig einstellen. Zudem hinterlassen sie im Bad keine Rückstände (außer jede Menge Müll). Seifen hingegen können Flecken hinterlassen und es kann aufgrund ihres hohen pH-Wertes nicht jeder Wirkstoff mit ins Rezept.
Ein großer Nachteil von Shampoos: die verwendeten Tenside haben eine enorm entfettende Wirkung. Das führt bei vielen Anwendern früher oder später zu Problemen mit trockener Kopfhaut. Hier wiederum kann eine gute Seife gute Dienste tun: mit der richtigen Überfettung verhindert sie effektiv ein Austrocknen. Wo die Seife (und insbesondere solche, die im Kaltverfahren hergestellt werden) punkten kann, ist die Energiebilanz und die Ergiebigkeit: Im einfachsten Fall werden unverarbeitete Öle und Lauge zusammengerührt, der Rest passiert ohne jede Energiezufuhr von ganz allein. Da viele der Tenside in Shampoos auf Erdöl- oder Palmölbasis hergestellt und mit hohem Energieeinsatz produziert werden, ist die klassische Seife ganz klar im Vorteil. Nach vollständiger Reifung enthält sie kaum noch Wasser, so dass viel weniger Gewicht transportiert werden muss und am Körper nur noch der reine “Waschbrocken” ankommt.
Der Umstieg vom Shampoo zur Seife
Wer Seifen gegenüber skeptisch ist, sollte es unbedingt einmal ausprobieren. Insbesondere die Kopfhaut und die Haare benötigen in der Regel ein paar Tage, bis sie sich auf den hohen pH-Wert einer kalt hergestellten Seife eingestellt haben. In dieser Zeit kann das Haar schlimmstenfalls etwas strohig wirken und die Kopfhaut während der Haarwäsche im Extremfall sogar etwas brennen. Lass Dich davon nicht verunsichern: Deine Haut und Dein Haar sind durch Tenside derart dauergereizt und trocken, dass sie etwas Zeit brauchen sich hier einzupendeln. Zudem enthalten viele Shampoos Silikone, die müssen erst mal runter.
Spätestens nach ein paar Tagen wirst Du spüren, dass Deine Haut weicher und weniger rissig wird. Das liegt an den Ölen, die Deiner Seife zur Überfettung zugesetzt sind. Sie können gut in die oberen Hautschichten eindringen und konservieren dort die natürliche Feuchtigkeit. Gleiches gilt für Deine Haare: der hohe pH-Wert der Seife öffnet die dachziegelartige Struktur des Haares und ermöglicht so neben einer gründlichen Reinigung auch ein tiefes Einziehen pflegender Substanzen. Während in den ersten Tagen die Bürste möglicherweise mal hängen bleibt, wird dein Haar nun seidig und bekommt einen natürlichen Glanz.
Brauche ich eine Haarspülung?
Das kommt ganz darauf an. Zusammen mit den Härtebildnern im Leitungswasser (Kalzium und Magnesium) bildet Seife die so genannten “Kalkseifen”. Die kennst du als hartnäckige Ablagerungen im Waschbecken. Alle unsere Seifen enthalten Zitronensäure als natürlichen Enthärter, um dies zu reduzieren. Ganz verhindern lässt sich das aber nicht.
Solltest du merken, dass Deine Haare nach ein paar Wäschen ihren Glanz verlieren oder sich strohig und stumpf anfühlen, kann eine Spülung mit Apfelessig einfach und unkompliziert Abhilfe schaffen. Aus eurem Feedback und unseren eigenen Versuchen wissen wir aber, dass dies nur selten wirklich erforderlich ist. Ganz wichtig: Immer alle Seifenreste gut ausspülen.
Was muss ich noch beachten?
Nicht viel, denn Seife ist so ziemlich das simpelste, was Du im Bad benutzen kannst. Hier aber ein paar Tipps:
- Seife ist stark alkalisch. Vermeide den Kontakt mit den Augen, und sollte doch mal etwas ins Auge gegangen sein spüle mit viel Wasser nach. Keine Panik, du wirst Dein Augenlicht nicht verlieren. Aber es brennt schon ziemlich…
- Lagere Deine Seife trocken. Benutze einen (vielleicht sogar unseren?) Seifenhalter, damit das Seifenstück gut abtrocknen kann. Deine Seife wird sonst weich und schneller ranzig.
- Kalkseifen im Waschbecken gehen prima mit einfachem Essig wieder weg
- Vorsicht bei gefärbtem oder blondiertem Haar. Sprich bitte vor der Anwendung mit deinem Friseur des Vertrauens
- Ist dir ein Seifenstück zu unhandlich, schneide es einfach mit einem scharfen Messer auf deine Bedürfnisse zu. Wir liefern sie so groß, damit sie den Duft nicht so schnell verlieren
- Ja, auch zur Intimpflege sind Seifen geeignet